USA Westen Roadtrip 2018
„Life is either a daring adventure or nothing at all!“
-Helen Keller
Was ist die eine Reise, die bei jedem Menschen auf der Bucket List zu finden ist?
Eine Reise in die USA. Genauer gesagt: Noch Hollywood und noch viel weiter!
Im Jahr 2018 sollte dieser Traum nach langer Planung stattfinden: Mike, Jenny und Philip.
Das Dreamteam auf großer Tour durch Amerika.
Gigantische Städte, Glamour, Wildnis - das alles erhofften wir uns.
Könnte dieser Roadtrip den Erwartungen standhalten?

„Adventure begins at the end of your comfort zone“
Berlin – Amsterdam – Los Angeles
13.09.2018


Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Monatelang wurde geplant, eingekauft, wandern geübt (nicht, dass wir beim Grand Canyon zusammenbrechen) und über all die großartigen Dinge gesprochen, die wir auf unserer gemeinsamen Reise erleben würden. Dann war es endlich soweit und die Vorfreude wich der Nervosität: Mit dem Flugzeug mussten wir nach Amsterdam und dann umsteigen, um nach Los Angeles zu fliegen. Viele Stunden lagen vor uns. Wir alle waren erleichtert, als wir pünktlich in Amsterdam landeten.
Ich glaube, meine Freude war mit Abstand die Größte, denn ich saß auf dem ersten Flug zwischen Mike und Philip. Und da wir alle drei nicht gerade schmal waren, war die Sitzsituation, sagen wir mal, suboptimal. Dennoch kamen wir gut an und konnten auch pünktlich unseren Anschlussflug besteigen. Dort waren unsere Plätze deutlich komfortabler.

In den knapp 12 Stunden Flugzeit guckten wir einige Filme, die aktuell noch im Kino liefen und bekamen erstaunlicherweise viel und gutes Essen. Vollkommen satt landeten wir in Los Angeles (LAX) und stellten uns in eine lange Schlange, um den Security Check hinter uns zu bringen.
Aus New York waren Mike und ich so verwöhnt, dass wir gar nicht damit gerechnet hatten, so lange zu warten. Nach über 3 Stunden konnten wir endlich die Sicherheitsfragen beantworten und zum Kofferband gehen. Was für eine Tortur!
Zum Glück waren wir voller Vorfreude auf die kommenden Wochen, sodass uns die Wartezeit nicht die Laune vermiesen konnte. Sobald wir aus dem Flughafen raus waren, holten wir unser riesiges – und damit meine ich riesiges- Auto für die nächsten Wochen ab. Wir fuhren zu unserem ersten Motel. Ich hatte etwas ganz Günstiges gebucht – nur für eine Nacht – das aber gleichzeitig das Typische „California Feeling“ hervorrufen sollte. Ich war zufrieden.
Im Nachhinein haben die Jungs mir gesagt, dass das wohl wie eine zwielichtige Gegend wirkte und sie sich nicht wohl gefühlt haben. Upps. Habe ich nichts von mitbekommen. Meine Freude über den Beginn unserer Reise muss wohl zu groß gewesen sein.
Wir gingen an dem Tag noch einkaufen: Wasser, ungekühlte Lebensmittel, amerikanischen Süßkram. Was man halt so braucht.
Wir gingen früh starten. Der erste richtige Tag wartete schon auf uns!
„If you dream it, you can do it“ - Walt Disney
Los Angeles – Anaheim – Joshua Tree
14.09.2018
Wir wurden sehr früh wach, auch ohne Wecker. Das schien wohl am Jetlag zu liegen. Wir beschlossen, noch schnell nach Venice Beach zu fahren, bevor es los zum Disney Land ging.
Und so sahen wir alle zum ersten Mal den pazifischen Ozean. Oder viel mehr, wir hörten ihn. Die Wellen rauschten, es war stockdunkel.
Ich zog meine Schuhe aus und rannte zum Wasser. Beinahe bekam ich einen Herzinfarkt, als plötzlich ein Obdachloser aufstand, an dem ich gerade vorbeigerannt war. Schon fand ich es nicht mehr so wunderschön und frei, sondern vielmehr gruselig. Nachdem ich meine Füße schnell ins Wasser gehalten hatte, rannte ich zurück zu meinen beiden Begleitern. In Sicherheit.
Na ja. Zumindest vor den anderen Menschen. Denn die Beiden fanden meine Angst sehr erheiternd. Sie lachten lauthals und machten sich über mich lustig. Pah.
Na gut, ein bisschen witzig fand ich es ja auch.
Wir liefen noch ein bisschen umher. Sahen uns das legendäre Outdoor-Fitnessstudio an und sprachen darüber, wo wir essen würden, wenn wir in ein paar Wochen zurückkehren würden.

Und dann war es endlich soweit: Wir fuhren nach Anaheim. Ins Disneyland. Das Disneyland, das von Walt persönlich geplant wurde. Noch heute sollte mein persönlicher Kindheitstraum wahr werden.
Aber erst einmal hieß es warten. Warten, bis der Parkplatz öffnete. Wir standen fast eine Stunde in einer Schlange, bevor die Tore geöffnet wurden.
Und ich konnte einfach nicht anders: Als ich die verschiedenen Disneyfiguren sah, die die Parkdecks einteilten und das Schild „Park Disneyland“ sah, fing ich an zu weinen. An meinem ganzen Körper hatte sich Gänsehaut ausgebreitet und ich konnte einfach nicht glauben, dass das nun wirklich passierte.
Aber es war soweit. Nun ja, fast. Wir mussten nur noch etwa 1 Stunde vor den verschlossenen Toren auf die Öffnung des Parks warten. Yay. Wir hatten schon fast vergessen, wie sich warten anfühlte…
Zum Glück waren wir im Herbst da. Es gab viel Halloween-Dekoration zu entdecken. Die vielen Details halfen uns dabei, die Zeit totzuschlagen.
Pünktlich wurden die Tore geöffnet und wir starteten unsere magische Reise durch die Welt Walt Disneys.

Wir wollten im alten Park starten. Bei den Klassikern. Tarzans Baumhaus, Winnie Poohs Honig, das Disney-Schloss und viele Disney-Figuren warteten auf uns. Auch ein Spukhaus, das für Philip zu gruselig war, obwohl Kinder mit der Bahn fuhren, stand auf dem Programm. Wir haben uns nur ein bisschen darüber lustig gemacht, dass Philip sich nicht traute und genossen sonst die Zeit in vollen Zügen. Als wir mit den Klassikern durch waren, gingen wir in den neueren Park mit Themenachterbahnen und einem Foodcourt, der sich gewaschen hatte.
Man merkte in jedem Winkel die Liebe, die in die Parks gesteckt worden waren. Die Themen waren gut durchdacht und zogen sich durch. In jeder Ecke gab es Details zu sehen, die auf verschiedene Disneyfilme anspielten. Insgesamt ein beeindruckender Start in unser Amerika-Abenteuer!


Am Nachmittag fuhren wir dann weiter nach Joshua Tree, denn schon am nächsten Morgen sollten wir unseren ersten Nationalpark besuchen.
Auf dem Weg dahin standen wir lange im Stau, sodass wir pünktlich zum Sonnenuntergang ankamen.
Das Hotel lag nur 5 Minuten vom Eingang des Nationalparks entfernt und hatte sogar einen Pool, der aber leider von sehr merkwürdigen Personen besetzt war. Wir aßen noch eine Kleinigkeit, sahen uns um und gingen früh ins Bett.

„Stop worrying about the potholes in the road and celebrate the journey“ – Fitzhugh Mullan
Joshua Tree Nationalpark – Route 66 - Seligman
15.09.2018

Auch am zweiten richtigen Tag unserer Reise quälte ich die Jungs schon zum Sonnenaufgang aus dem Bett. Wir wollten direkt morgens in den Joshua Tree National Park. Da es sich dabei um eine Wüste handelt, ist ein früher Start von Vorteil.
Wir frühstückten und machten uns auf den Weg. Da noch niemand da war, konnten wir auch noch nicht unser Ticket kaufen. Wir fuhren in den Park und konnten schon bald die ersten Joshua Trees erkennen. Dafür ist der Park zwar berühmt, aber wir waren faszinierter von den Kakteen und den Felsformationen.
Eigentlich wollten wir direkt mit dem Hidden Valley Trail beginnen, aber auf dem Weg dorthin sahen wir den Cholla Cactus Garden. Eine Mini-Wanderung durch viele Kakteen, die uns direkt in ihren Bann zog. Wir beschlossen also, dort Halt zu machen und die Halbstündige und zum Glück gut ausgeschilderte Wanderung anzugehen.
Auf der Wanderung sahen wir auch die ersten einheimischen Tiere und obwohl es keine außergewöhnlichen Sichtungen waren, freuten wir (und vor allem ich) uns riesig darüber.
Nach der kurzen Zeit wurde es langsam schon deutlich wärmer im Park, weshalb wir direkt weiter zum Hidden Valley Campground fuhren. Von dort aus kann man super den Hidden Valley Nature Trail starten, der mit 1 Meile eigentlich ein sehr kurzer Wanderweg ist. Dennoch hatte ich relativ viel Zeit dafür eingeplant. Eigentlich, weil ich davon ausgegangen bin, dass wir uns verlaufen.
Die Zeit haben wir tatsächlich gebraucht. Schon als wir beim Campingplatz ankamen, sahen wir die vielen Felsen, die uns zum Klettern quasi aufforderten. Wir sind dennoch erst ein Stück gelaufen, denn in den Zelten haben einige Touristen noch geschlafen.
Doch das Klettern ließen wir uns nicht nehmen. Wir sind bestimmt 2 Stunden abseits des Wanderweges einfach nur auf den Steinen geklettert und haben die verschiedenen Blickwinkel genossen! Manchmal war es echt brenzlig. Man musste sehr genau aufpassen, wo man hintritt.

Um noch vor den Menschenmassen das Hidden Valley zu erkunden, liefen wir schließlich doch noch los. Zwischendurch waren wir echt unsicher, ob wir den richtigen Weg liefen, doch immer wieder begegneten wir anderen Wanderern, die auch auf der Suche nach dem Hidden Valley waren.
Schließlich fanden wir es. Sehr unspektakulär. Wir hielten uns nicht lange auf und liefen weiter. Zurück zum Auto, um uns auf den Weg zum nächsten Ort zu machen.
Wenn man zum ersten Mal im Jashua Tree National Park ist, gibt es einen Ort, der Pflicht ist: Keys View. Ein Aussichtspunt, von dem man bei gutem Wetter sogar bis nach Mexiko gucken kann.
Auf dem Weg dahin wechselten wir dann auch mal die Fahrer. Ich hasse Auto fahren, wollte mit der Protzkarre, aber auch mal eine Runde drehen. Was eignet sich da besser, als eine Straße in der Wüste, wo weit und breit kein anderes Auto fährt?
Beim Aussichtspunkt angekommen, verschlug es uns direkt die Sprache: Der erste Aussichtspunkt auf unserer Reise und dann noch mit perfektem Wetter und komplett für uns alleine. Ein Traum.
Das war auch schon der letzte Ort, den wir uns im Joshua Tree Park unbedingt ansehen wollten. Auf dem Weg aus dem Park heraus hielten wir noch Ausschau nach dem Skull Rock, den man von der Straße aus sehen kann. Wir fanden ihn problemlos und hielten an. Es war der einzige Ort im Park, der ziemlich stark besucht war.
Wir fuhren weiter in Richtung Grand Canyon. Da die Jungs immer davon geträumt hatten, hatte ich uns im Vorfeld ein Motel auf der Route 66 mit Themenzimmer gebucht. Es war schon dunkel, als wir ankamen, aber dennoch kam das Bikerfeeling rüber. Besonders in der Moteleigenen Bar, die wir natürlich noch kurz besuchten. Lange blieben wir aber nicht wach. Wir freuten uns alle schon viel zu sehr auf den berühmten Grand Canyon.

„There will never be a photograph of the Grand Canyon that can adequately describe its depth, breadth, and true beauty.”
– Stefanie Payne
Seligman – Grand Canyon
16.09.2018
Lange schlafen gab es für uns auf dieser Reise vorerst nicht. Wir wussten nicht, ob wir noch einmal die Chance bekommen würden, hierher zu reisen, also wollten wir alles herausholen, was möglich war.
Schon vor Sonnenaufgang checkten wir aus und fuhren in Richtung Grand Canyon. Diesmal hatten wir uns eine Unterkunft direkt im Park gegönnt. Teuer, aber man war direkt in der Nähe des Canyons. Da ich nachts die Sterne fotografieren wollte, war das eine gute Lösung. Gespart haben wir, indem wir ein Zimmer ohne Klimaanlage gebucht haben. Ein böser Fehler, wie sich herausstellte.
Einchecken konnten wir erst ab 15 Uhr, aber wir konnten schon den Parkplatz beim Hotel nutzen. Wir lagerten unsere Koffer im Gepäckraum des Hotels und nahmen den Shuttle.
Da waren wir: Am Grand Canyon. Eines der größten Naturwunder der Erde. Ein Ort, von dem wohl jeder einmal träumt und wir konnten ihn tatsächlich sehen. Der erste Anblick war überwältigend, nicht in Worte zu fassen.Wir hatten alle Gänsehaut, ich hatte Tränen in den Augen. Es ist unglaublich, was unsere Erde hervorbringen kann.

Da es noch recht früh war, war der erste Aussichtspunkt noch nicht so überlaufen und wir konnten in Ruhe alle möglichen Blickwinkel bewundern.
Meiner Meinung nach sind die Jungs viel zu nah an den Abgrund gegangen, aber zum Glück ist nichts passiert.
Weiter ging es. Wir liefen eine ganze Weile an dem asphaltierten Wanderweg am Canyon entlang, bis wir schließlich den Bright Angel Trailhead erreichten.
Der Plan war, den Wanderweg bis zum three Mile Resthouse (nach 5 Km) zu folgen und dann wieder hinaufzusteigen. Das hatten wir eindeutig unterschätzt. Es war heiß, steil und voll. Zwar hatte man immer wieder neue Blickwinkel über den Canyon, aber wir wussten auch relativ schnell, dass der Aufstieg alles andere als einfach werden würde. Wir liefen nur bis zum Mile-and-a-half Resthouse, da wir es sonst niemals wieder zurück geschafft hätten.
Der Weg nach Oben war unglaublich anstrengend. Wir mussten mehrere Pausen machen. Durchatmen und trinken. Zum Glück hatten wir genug zu trinken bei. Und dennoch schafften wir den beschwerlichen Weg und kamen wieder oben an.
Doch erst dann kam das Highlight des Tages: Wir wollten mit dem Shuttle zurückfahren, weil wir einfach zu müde waren. Als wir oben ankamen, kam direkt ein Bus (der kommt übrigens alle 10 Minuten). Wir guckten uns an und entschieden, dass wir genau diesen Bus noch bekommen wollten.
Alle drei rannten los. Philip und ich liefen um eine kleine Mauer und eine Rampe hoch zum Bus. Wir kamen an, standen im Durchgang und drehten uns nach Mike um. Er war nicht zu sehen. Plötzlich wurde ein Rucksack auf die Mauer geschmissen. Kurz darauf konnten wir sehen, wie Mike sich mit seiner letzten Energie an der Mauer hochzog, ein Bein auf unsere Seite setze und sich mehr oder weniger elegant über die Mauer robbte. Es war ein unglaublicher Moment, der sich wohl für immer in das Gedächtnis von Philip und mir eingebrannt hat. Wir weinten vor Lachen. Als wir schließlich alle im Bus waren und losfuhren, sagte der Busfahrer: „There are 3 reasons you die in Grand Canyon National Park. Number 1: You fall down, cause you were stupid and got too close. Number 2: A squirrel attacks you. And number 3: You try to catch the shuttle and break your neck. We almost witnessed number 3 today.“ Der ganze Bus lachte.
Ich weiß nicht, ob der Moment für Mike so witzig war, aber alle Anderen hatten auf alle Fälle eine Menge Spaß.
Als wir zurück waren, checkten wir erst einmal kurz ins Hotel ein, gingen etwas essen und machten uns dann wieder auf den Weg zum Canyon. Wir hatten uns vorgenommen, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu sehen.
Pünktlich zum Sonnenuntergang konnten wir den Blick über den Grand Canyon schweifen lassen.

Im Hotel hatten wir dann tierischen Besuch. Mehrere Rehe und ein Hirsch standen direkt vor unserem Eingang.
Wir legten uns noch kurz hin, bevor Mike und ich noch einmal nachts in die Dunkelheit gingen. Es war stockdunkel, aber ich wollte unbedingt zum ersten Mal einen Sternenhimmel fotografieren. Wir waren mitten in der Nacht noch einmal für eine Stunde am Grand Canyon, bevor wir dann müde ins Bett fielen.

„Those who dwell among the beauties and mysteries of he Earth are never alone or weary of life.“
– Rachel Carson
Grand Canyon – Page - Hatch
17.09.2018

Am nächsten Morgen war es dann soweit: Wir waren so müde, dass wir wirklich nicht aufstehen wollten. Aber wir hatten keine Wahl: Vor Sonnenaufgang wollten wir auf der anderen Seite des Nationalparks sein, um einen tollen Sonnenaufgang zu erleben.
Also checkten wir früh aus und fuhren etwa eine halbe Stunde schweigend durch den Grand Canyon National Park. Als wir an dem Spot ankamen, den ich im Vorfeld ausgesucht hatte, waren wir zwar nicht die ersten Touristen, aber es war trotzdem kaum besucht. Wir waren am Mather Point und warteten gespannt auf die ersten Sonnenstrahlen des Tages.
Es war einer der schönsten Sonnenaufgänge meines Lebens. Einfach ein Traum. Wir blieben lange, auch wenn der Canyon sich nicht veränderte.
Wir wollten diesen Moment, die Atmosphäre einfach in uns aufsaugen.
Als die Sonne oben am Himmel stand, fuhren wir weiter. Wir wollten noch am Vormittag zum Horsehoe Bend in Page, damit die Sonne nicht zu hoch am Himmel steht.
Bei der Ausfahrt fanden wir zum Glück noch das Grand Canyon National Park Schild und konnte ein Foto machen. Sonst hätte auch echt was gefehlt.
Bei meiner Recherche hatte ich gelesen, man müsse vom Parkplatz aus kaum laufen, um zum Horsehoe Bend anzukommen. Es wäre quasi nur 2 Minuten vom Parkplatz entfernt.
Eine eiskalte Lüge!
Es war fast 40 Grad und wir liefen (gemeinsam mit Unmengen an Touristen) sicher 15 Minuten Bergauf und Bergab, bis wir schließlich mit einer unglaublich coolen Aussicht belohnt wurden.
Das Horsehoe Bend hatte die Aufmerksamkeit auf jeden Fall verdient, auch wenn wir schon zu spät dran waren, um schattenfreie Bilder von dem Fluss zu machen.

Ich hatte unglaubliche Angst vor dem Abgrund. Wenn ich weiter nach Vorne wollte, machte ich das kriechend. Die Jungs waren da mutiger oder sollte ich besser lebensmüde sagen? Ich hatte in jedem Fall richtig Angst um die Beiden.
Es wurde immer heißer. Kaum zu glauben, dass September war. Wir waren glücklich, wieder im klimatisierten Auto zu sitzen. Mittags hatten wir eine Tour im Antelope Canyon gebucht (zur Prime Time, weil die Sonne da das schönste Licht macht). Vorher fuhren wir noch in einen Supermarkt.
Beim Aussteigen hatten wir 45 Grad im Schatten. Das Problem war nur: Nirgendwo war Schatten zu finden. Man hatte sofort das Gefühl, zu verbrennen. Schnell retteten wir uns ins Einkaufzentrum, füllten unsere Vorräte auf und machten uns dann auf den Weg zum Treffpunkt für die Tour.
Dort mussten wir zwar noch eine halbe Stunde warten, vertrieben uns die Zeit aber in einem kleinen, stammesbetriebenen Laden, indem überwiegend von Ureinwohnern handgefertigte Souvenirs verkauft wurden.
Ich kaufte einen Traumfänger und einen Magneten. Das musste einfach sein. Auch wenn mir noch nicht klar war, wie sehr mich der Antelope Canyon verzaubern wurde.
Beinahe pünktlich ging es dann im offenen Jeep Richtung Upper Antelope Canyon. Die Fahrt war turbulent und man musste sich wirklich doll festhalten.
Unser Guide war eine nette Frau, die uns auf dem Hinweg schon einiges über den Indianerstamm und die Eigenschaften des Canyons informierte. Der Canyon wurde über Jahrhunderte durch Fluten geformt. Daher kommen die schönen Rillen in den Wänden. Mehr ist leider nicht hängen geblieben.
Na ja, ein Grund mehr, noch einmal zum Antelope Canyon zurückzukehren…
Im Canyon hatten wir wirklich großes Glück. Unser Guide achtete immer darauf, dass wir Bilder ohne Menschen aufnehmen konnten. Außerdem zeigte sie uns Motive, wie beispielsweise Herzen oder Augen, die wir selbst niemals entdeckt hätten.
Die Farben und Formen waren unglaublich. Alles wirkte eher wie ein Kunstwerk. Dass das natürlich entstanden war, war kaum zu glauben.
Wir genossen die Tour in vollen Zügen und wären am liebsten noch länger geblieben.
Nach einem kleinen Essen bei Subway fuhren wir weiter nach Hatch. Im Motel „Hatch Station Bryce Canyon“ wollten wir gleich 2 Nächte bleiben, um von dort aus Bryce Canyon und Zion zu erkunden. Wir aßen viel zu fettig im Hotel und gingen wieder relativ früh ins Bett.
„Life is either a daring adventure or nothing.“
– Helen Keller
Hatch – Bryce Canyon - Hatch
18.09.2018
Der nächste Tag startete nicht ganz so früh. Wir mussten einfach mal etwas länger schlafen. Das bedeutete, dass wir erst so um 7 Uhr aufstanden, um uns für den Tag fertig zu machen.
Ob es an dem fettigen Essen oder einer Erkältung lag, die ich mir im Hotel im Grand Canyon zugezogen hatte (denn wir hatten ja auf die Klimaanlage verzichtet und stattdessen durchgehend einen Propeller laufen lassen – BÖSER FEHLER) wusste ich nicht, aber ich fühlte mich erst einmal überhaupt nicht gut. Ich hatte Bauch-, Hals- und Gliederschmerzen und wäre am liebsten den ganzen Tag im Bett geblieben. Das kam natürlich nicht in Frage.
Also fuhren wir zum Bryce Canyon und hofften, noch einen der begehrten Parkplätze an den Aussichtspunkten und Trailheads zu ergattern.
Und tatsächlich konnten wir noch am Sunset Point parken. Es war einer der letzten möglichen Parkplätze. Wir stiegen aus und genossen erst einmal den überwältigenden Anblick. Die verschiedenen Gelb- und Orangetöne zogen uns in ihren Bann. Ich persönlich hatte es mir aber eindrucksvoller vorgestellt und war ein bisschen enttäuscht. Das kann aber auch daran gelegen haben, dass es mir an dem Morgen nicht so gut ging.

Nach einer Weile starteten wir den Navajo Loop Trail. Eine relativ einfache und vor allem sehr populäre Wanderung. Eher der Standard. Da wir aber zum ersten Mal am Bryce Canyon waren, konnten wir sie uns nicht entgehen lassen. Die Wanderung geht startete direkt mit der Wall Street. Es geht hinab und links und rechts ragen riesige Felsmauern empor. An manchen Stellen konnte man oben nicht einmal das Ende der Felsen erkennen. Dann steht man plötzlich vor einem Baum, mitten im Nirgendwo. Der war ein beliebtes Fotoobjekt und quasi nie unbesucht.
Erst wenn man die Wall Street wieder verlässt, wird einem klar, wie steil es bergab ging. Denn jetzt läuft man in einem idyllischen Tal am Fuße des Canyons entlang und hat die Perspektive komplett umgedreht. Die legendären „Two Bridges“ haben wir irgendwie verpasst, wahrscheinlich waren wir von allem anderen um uns herum zu sehr abgelenkt.
Nun startete der anstrengende Teil der Wanderung: Wenn man hinabsteigt, muss man irgendwann wieder herauf. Und es ging hinauf. Die Serpentinen zogen sich und zwischendurch kam es einem nicht wie eine nette „familienfreundliche Wanderung“ vor. Inzwischen war es heiß und ich merkte immernoch, dass ich irgendwie schwächer war, als sonst. Aber es musste ja weitergehen. Wir kamen an Thors Hammer vorbei, den wir auch tatsächlich wahrnahmen und liefen weiter hoch. Kurz vor dem Ende der Strecke holte ich noch einmal alles aus mir heraus und rannte die letzten Meter bergauf zum Sunset Point zurück. Geschafft!

Natürlich waren wir auch noch an den anderen populären Aussichtspunkten, wie dem Sunrise Point und dem Bryce Point, aber insgesamt war es ein eher ruhiger Tag.
Schon am frühen Nachmittag verließen wir den Nationalpark wieder und ruhten uns im Hotel etwas aus, bevor wir uns auf die Suche nach einem Restaurant machten, wo das Essen besser ist, als in unserer Unterkunft.
In einem netten Diner aßen wir schließlich und unterhielten uns lange mit dem Besitzer, der (natürlich) Verwandte irgendwo in Deutschland hat. Wie alle Amerikaner :)